Wohnungs­bau­geneh­migungen 2024

Baugenehmigungen seit 2021 halbiert. Hessische Wirtschaft: Zügig Baukosten senken, neue Bauflächen schaffen und auf Markteingriffe verzichten

16.04.2025 4 Min. Lesezeit

Frankfurt am Main. Auf den weiteren Einbruch bei den Wohnbaugenehmigungen in 2024 reagieren Verbände der Bau- und Immobilienwirtschaft und die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) mit „großer Besorgnis“. Sie rufen die Politik dazu auf, das Bauen in Hessen durch Deregulierung einfacher, schneller und günstiger zu machen. Zudem fordern die Verbände, auf neue Eingriffe in den Wohnungsmarkt zu verzichten und in vielen Städten mehr neue Bauflächen zu schaffen. Laut den heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamtes wurden in Hessen im Jahr 2024 Baugenehmigungen für lediglich 13.772 neue Wohnungen verzeichnet. Das waren 5.233 Wohnungen oder 27,5 Prozent weniger als im Jahr 2023 (19.005 Wohnungen). Damit sank die Zahl der genehmigten Wohnungen auf den niedrigsten Stand seit 2010. Gegenüber 2021, dem letzten Jahr vor Zins- und Baukostenanstieg und KfW-Förderstopp, haben sich die Baugenehmigungen in Hessen halbiert (2021: 27.713 Wohnungen).

Thomas Reimann, VhU-Vizepräsident und Vorsitzender des VhU-Bau- und Immobilienausschusses, sagte: „2024 sind die Baugenehmigungen in Hessen zum dritten Mal in Folge erheblich gesunken. Der Rückgang der Baugenehmigungen ist nicht nur eine schlechte Nachricht für die Bauwirtschaft, sondern auch für die Menschen, die eine neue Wohnung suchen. Ebenso für die Arbeitgeber, die mangels Wohnungen immer schwerer neue Mitarbeiter finden. Die Politik muss private Investitionen in neue Wohnungen erleichtern und Bauen wieder günstiger und einfacher machen. Wir können nur appellieren, die guten Vorschläge der hessischen Baukostenkommission zügig und mutig umzusetzen und die Senkung der Baukosten mit weiteren Baupaketen entschieden fortzusetzen. Zudem sollte die Landesregierung auf unnötige Regulierung wie das Leerstandsgesetz verzichten, da dadurch Investitionen in Wohnraum gebremst werden.“

Dr. Burkhard Siebert, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Hessen-Thüringen sagte: „In Hessen sind die Baukosten für neue Wohngebäude von Beginn 2021 bis Ende 2024 um 33 Prozent gestiegen. Diese Kosten müssen runter! Um eine spürbare Trendwende zu schaffen, sollten insbesondere auch die Kriterien für den sozialen Wohnungsbau auf den Prüfstand gestellt werden, da sie den Neubau von Wohnungen hemmen. Es ist bedauerlich, dass 2024 die Förderanträge für Sozialwohnungen die vorhanden Fördermittel in Hessen um ganze 400 Millionen Euro überschritten haben. Wie es mit geschätzt ca. 1.600 Wohnungen weitergeht, die ursprünglich als Sozialwohnung geplant waren, für die es aber keine Fördermittel mehr gibt, ist offen. Diese Unsicherheit kommt leider zur Unzeit und bremst den ohnehin schwierigen Wohnungsbau weiter aus.“

Rainer von Borstel, Hauptgeschäftsführer des Verbands baugewerblicher Unternehmer Hessen, sagte: „Die Landesregierung will den Wohnungsbau einfacher, günstiger und schneller machen, das ist richtig und dringend nötig. Die Auftragsbücher vieler Bauunternehmen leeren sich zunehmend. Die von der hessischen Baukostenkommission vorgelegten Vorschläge sollten nun zügig vom Landtag beraten und beschlossen werden. Die Zeitspanne zwischen der Vorstellung eines Baupaketes und dem Gesetzesbeschluss im Hessischen Landtag sollte so kurz wie möglich sein, damit es kein unnötiges strategisches Abwarten von Projektentwicklern und Bauherren gibt. Gleiches gilt für die neue Bundesregierung: Verbesserungen müssen schnell kommen und dürfen nicht lange im Schaufenster stehen bleiben. Unnötiges Abwarten würde die Bauwirtschaft weiter ausbremsen.“

Gerald Lipka, Geschäftsführer vom BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, sagte: „Private Bauträger stemmen den größten Anteil des Wohnungsneubaus. Sie sind im besonderen Maße auf private Kunden angewiesen. Durch hohe Baukosten und Zinsen sowie Unsicherheit über politische Rahmenbedingen liegen viele neue Bauprojekte auf Eis. Und obwohl die Belastungsgrenze längst erreicht ist, verlangen viele Kommunen weiterhin, dass private Investoren den Bau von Kitas und Straßen über die Neubauprojekte mitfinanzieren. Das kann nicht klappen.“

Lipka verwies außerdem darauf, dass viele Kommunen zu wenig Flächen für den Wohnungsbau ausweisen: „Bereits die vorherige Landesregierung wollte im Kommunalen Finanzausgleich Anreize für Kommunen zur Ausweisung neuer Bauflächen schaffen. Leider ist das nicht erfolgt. Wir hoffen, dass die Landesregierung in der anstehenden Überarbeitung des KFA finanzielle Anreize setzt, damit mehr Kommunen neue Bauflächen für dringend benötigte Wohnungen schaffen können.“

 

Anmerkung zu dieser Meldung:
Diese Meldung ist eine Wiederholung der gemeinsamen Verbändepressemitteilung vom 18.02.2025. In der PM vom 18.02.2025 wurde anhand der vorläufigen monatlichen Statistik die Summe der Baugenehmigungen für das Gesamtjahr 2024 ermittelt. Die am 16.04.2025 veröffentlichte Statistik des Hessischen Statistischen Landesamtes (HSL) verwendet revidierte Werte - in der ebenfalls am 16.04.2025 veröffentlichten Wiederholung der gemeinsamen Verbändepressemitteilung wurden die revidierten Werte des HSL übernommen.

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