Arbeitsmarkt

Pollert: Bessere Erwerbsanreize notwendig, nicht höhere Sozialleistungen / Erwerbstätigkeit ist der beste Schutz vor Armut

Aktualisiert am: 13.03.2024 3 Min. Lesezeit

Frankfurt am Main. Im Oktober 2023 waren in Hessen rund 183.500 Personen arbeitslos, rund 300 weniger als im Vormonat. Hessenweit sind knapp 110.000 Stellen unbesetzt.

„Auch die neuen Zahlen des Statistischen Landesamtes Hessen zeigen wieder klar: Erwerbstätigkeit und insbesondere eine Vollzeit-Erwerbstätigkeit sind der beste Schutz vor Armutsgefährdung. Denn im Vergleich zu Erwerbstätigen haben Erwerbslose ein rund fünffach erhöhtes Armutsgefährdungs-Risiko. Zudem gilt: Vollzeitbeschäftigte haben selbst bei einem geringen Stundenlohn noch ein deutlich unterdurchschnittliches Armutsrisiko. Wichtig ist daher, dass nicht nur die Erwerbsbeteiligung insgesamt steigt, sondern noch mehr Menschen möglichst vollzeitnah beschäftigt sind. Die Stellschrauben hierfür sind bekannt: eine bessere Kinderbetreuung, die bessere Aktivierung von Bürgergeld-Beziehern durch die Jobcenter sowie erforderlichenfalls berufsbegleitende Qualifizierung. Ganz wichtig ist auch frühkindliche Sprachförderung, damit alle die gleichen Chancen auf den Bildungsaufstieg haben. Wo Chancen steigen, sinkt die Armut“, sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU).
 
Kein probates Mittel seien jedoch immer höhere Sozialleistungen: „Die Ampel-Koalition weitet Sozialleistungen massiv aus, zuletzt etwa durch höheres Wohngeld, höhere Bürgergeld-Regelsätze oder die geplante Kindergrundsicherung. Dies alles beseitigt keine Armut, sondern hält Betroffene im Leistungsbezug, weil sich eine Beschäftigungsaufnahme immer weniger lohnt. Gleichzeitig bleibt Arbeitnehmern durch die ausufernden Sozialversicherungsbeiträge immer weniger Netto vom Brutto. Statt mehr Geld vom Staat braucht es bessere Arbeitsanreize, insbesondere zur Aufnahme einer Arbeit aus dem Leistungsbezug. Beim Bürgergeld müssen sich höhere Hinzuverdienste auch in einem deutlich höheren Nettoverdienst niederschlagen. Die seit 1. Juli 2023 geltenden Anrechnungsregeln reichen hierfür noch nicht aus. Die Ausweitung der Arbeitszeit in Richtung einer vollzeitnahen Beschäftigung muss sich noch spürbarer lohnen und auch finanziell die beste Option darstellen“, so der VhU-Hauptgeschäftsführer.

Weiterführende Informationen: Im Jahr 2022 haben in Hessen rund 1,1 Millionen Personen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens des Bundeslands zur Verfügung gehabt. Die so genannte relative Einkommensarmut betraf einer Auswertung von Mikrozensus-Daten des Hessischen Statistischen Landesamts zufolge gut jede sechste hessische Person (18,1 Prozent). Ein wesentlicher Faktor für die relative Einkommensarmut war die Erwerbsbeteiligung: Knapp jede zweite erwerbslose Person in Hessen lag im Jahr 2022 unter der Schwelle des mittleren Einkommens (47,4 Prozent), bei den erwerbstätigen Personen waren es nur 9,6 Prozent.

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