Pollert: „Flexible Beschäftigung ist nicht gestiegen und darf nicht als prekär verunglimpft werden.“
VhU zur Antwort der Landesregierung auf die Anfrage „Zukunft der Arbeit“
Frankfurt am Main. In einer Antwort auf eine Große Anfrage der SPD-Fraktion im hessischen Landtag zur „Zukunft der Arbeit in Hessen“ stellt die Landesregierung zu Unrecht fest, dass mittlerweile „der Anteil der Arbeitsplätze mit zeitlicher Befristung, Teilzeit und Arbeitnehmerüberlassung“ ansteige (Drs. 20/7046, Seite 3).
„Die Jahre seit 2010 bis zum Ausbruch der Corona-Krise waren mit die besten, die es auf dem hessischen Arbeitsmarkt je gab. Die sogenannten Normalarbeitsverhältnisse haben in diesem Zeitraum um über 15 Prozent auf rund 2 Millionen zugelegt, während die Zahl der flexibel Beschäftigten – befristet, Teilzeit, Zeitarbeit, Minijobs – sogar zurückgegangen ist auf unter 600.000. Die Landesregierung irrt sich deshalb, wenn sie hier einen Anstieg behauptet.
Ebenso ist die pauschale Verunglimpfung als ‚prekäre Arbeit‘ zurückzuweisen. Ohne die Vorteile von Zeitarbeit, Befristungen und Co. wären wir bei Weitem nicht so gut durch die vergangenen Krisen gekommen“, erklärte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V.
Auch vor dem Hintergrund, dass nicht jeder Beschäftigte in Vollzeit arbeiten kann oder möchte, sei es falsch, flexible Arbeitsformen pauschal als ‚prekär‘ abzustempeln, wie dies die Landesregierung tue. „Zudem kann flexible Beschäftigung auch einen dringend benötigten Einstieg in den Arbeitsmarkt bieten. Denn klar ist auch: für gering Qualifizierte ist die Alternative zu Befristung und Zeitarbeit oftmals nicht die unbefristete Vollzeitstelle, sondern gar kein Job. Gerade auch während der Migrationswelle 2015 und 2016 haben flexible Arbeitsformen viele Zuwanderer in Beschäftigung gebracht. In der Folge ist die Quote flexibel Beschäftigter aber wieder auf den Stand des Jahres 2005 gesunken. Für eine Stimmungsmache gegen flexible Beschäftigung bieten die Fakten deshalb keinen Anlass“, sagte Pollert.
Weiterführende Hinweise: VhU-Grafik zur Beschäftigungssituation in Hessen (s. u.)