Pollert: Berufliche Bildung stärken und qualifizierte Zuwanderung beschleunigen
Ausbildungsmarktbilanz und Fachkräftemangel verdeutlichen Handlungsbedarf
Frankfurt am Main. Die aktuelle Ausbildungsmarktbilanz der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass in Hessen nahezu ebenso viele Ausbildungsstellen wie Bewerberinnen und Bewerber registriert wurden. Trotz dieser scheinbaren Balance standen am 30. September noch rund 2.400 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz 4.370 unbesetzten Lehrstellen gegenüber. Diese Diskrepanz unterstreicht den Fachkräftemangel, der Unternehmen in Hessen weiterhin vor große Herausforderungen stellt.
Wie eine aktuelle Untersuchung der Bertelsmann Stiftung zeigt, haben fast 68 Prozent der Unternehmen in Deutschland Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Besonders gefragt sind dabei beruflich ausgebildete Fachkräfte, die mehr als die Hälfte des Bedarfs ausmachen. Vor diesem Hintergrund ist die Stärkung der beruflichen Orientierung unerlässlich, um mehr junge Menschen für diesen Karriereweg zu gewinnen.
Beim Hessischen Unternehmertag im Kurhaus Wiesbaden kündigte der hessische Ministerpräsident Boris Rhein gestern an, die Landesregierung werde eine „Fast Lane“ zur Beschleunigung der Fachkräftezuwanderung schaffen. Er betonte zudem: „Wir müssen die berufliche Bildung wieder attraktiver machen.“ Dies trifft den Bedarf der Unternehmen, die internationale Rekrutierung jedoch aufgrund bürokratischer und sprachlicher Hürden bislang kaum nutzen – nur etwa 18 Prozent der Unternehmen rekrutieren laut Bertelsmann-Studie aus dem Ausland.
Aus Sicht der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) gehen die angekündigten Schritte des Ministerpräsidenten daher in die richtige Richtung. Nun bedarf es konkreter und zügiger Maßnahmen. „Nur durch eine verstärkte Unterstützung der beruflichen Orientierung und Bildung sowie durch vereinfachte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte können wir den Wirtschaftsstandort Hessen langfristig sichern und die Lücke auf dem Ausbildungsmarkt schließen“, so VhU-Hauptgeschäftsführer Dirk Pollert.
Als konkrete Maßnahme zur Aufwertung der beruflichen Bildung sieht Pollert zum Beispiel einen kritischen Blick auf die vielen schulischen Alternativangebote an. „Eine Reduzierung der schulischen Vollzeitbildungsgänge in der Fachoberschule könnte zur Stärkung der Berufsausbildung beitragen.“