Duale Ausbildung braucht verlässliche Strukturen

Gemeinsame Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, des Hessischen Industrie- und Handelskammertages und der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände

19.02.2024 3 Min. Lesezeit

Angesichts der überraschenden Meldung zum Baustopp des Neubaus der Beruflichen Schulen Groß-Gerau, fordern Susanne Haus, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin des Hessischen Industrie- und Handelskammertags und Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, ein grundlegendes Umdenken in der Bildungspolitik.

Susanne Haus erklärte: „Der Zustand der Berufsschulen in Hessen hat vielerorts ein unerträglich schlechtes Niveau erreicht. An einigen Schulen ist die Gebäudesubstanz dermaßen heruntergekommen, dass ein hochwertiger Unterricht unmöglich ist. Das ist ein Schlag ins Gesicht tausender junger Menschen, die sich für eine duale Ausbildung entschieden haben. Wir haben hier eine paradoxe Situation – einerseits werben Bund, Land, Städte und Kommunen gemeinsam mit den Kammern um jeden Auszubildenden – andererseits schickt man junge Menschen in heruntergekommene Schulgebäude. Das passt nicht zusammen. Es braucht endlich eine konzertierte Aktion von Städten, Kommunen und dem Land, um die Missstände in den Beruflichen Schulen anzugehen. Die Zeit rennt davon – Städte und Kommunen brauchen von der Entscheidung für den Neubau oder die Sanierung einer Berufsschule häufig zwischen 5-10 Jahre bis zu einer Realisierung. Die Zeit haben wir nicht, die jungen Menschen brauchen heute unsere Hilfe.“

Gute Bildung und solide Finanzen

Wolf Matthias Mang: „Die hessische Wirtschaft braucht gut ausgebildete Fachkräfte. Berufsschulunterricht in Containern, mit völlig veralteter Ausstattung und ohne Räume für Naturwissenschaften, wie es in Groß-Gerau der Fall ist, ist eine Gefahr für die Zukunft unseres Wirtschafts­standortes. Gleichzeitig ist die Entscheidung der Aufsichtsbehörde für den Baustopp jedoch richtig - Wir können und dürfen nicht alle Probleme mit neuen Schulden lösen. Politik muss für Generationen gemacht werden, d. h. es braucht gute Bildung und solide Finanzen. Damit beides möglich wird, braucht es umfassende Aufgaben- und Ausgabenpriorisierungen und ein konzertiertes Vorgehen von allen föderalen Ebenen. Wir erwarten, dass die Politik im Fall Groß-Gerau und in vergleichbaren Fällen in einem konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten Lösungen sucht und findet, die dann auch haushaltsrechtlich abbildbar sind."

In den Nachwuchs investieren

Kirsten Schoder-Steinmüller: „IHK-Unter­nehmen berichten schon seit längerem, dass bei Gesprächen mit Bewerbern die Attraktivität einer beruflichen Ausbildung auch vom Erscheinungsbild der Berufsschulen mitbestimmt wird. Bei der Ansprache von interessierten Bewerbern hilft es wenig, wenn ich iPad, Laptop und Smartphone anbiete und der zukünftige Auszubildende in maroden Räumen sitzen muss!“, sagt Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin des Hessischen Industrie- und Handelskammertages.

„Nicht nur Unter­nehmen, sondern auch Kommunen müssen in Zeiten des Fachkräftebedarfs daher in den Nachwuchs investieren. Ausgaben für Renovierung, IT-Ausstattung, Werkstätten und einfach nur ansprechende Unterrichtsräume und Sanitärbereiche sollten als Investitionen in die Zukunft des regionalen Wirtschaft­sstandorts angesehen werden.  IHK-Unter­nehmen, die nach bundeseinheitlichen Ausbildungsordnungen ausbilden, erwarten von Kommunen und dem Land ebenso einheitliche Standards für die Ausstattung von Schulen.  In Berufsschulen ist u. a. auch eine exzellente digitale Ausstattung und der Einsatz digitaler Lernmethoden notwendig. Wichtig ist, dass der Reformstau, der bei vielen Schulträgern in Hessen herrscht, endlich aufgelöst wird.“

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