Versorgungsqualität Schwankungen im Stromnetz verhindern

Zukunftsfelder wie die Digitalisierung von Pro­duktionsprozessen benötigen eine möglichst unterbrechungs- und schwankungsfreie Stromversorgung.

01.05.2022 3 Min. Lesezeit

Um was geht es?

Spannungsqualität ist Standortfaktor – insbesondere für die digitale Wirtschaft

Zukunftsfelder wie die Digitalisierung von Pro­duktionsprozessen, Telemedizin und teil-auto­nomes Fahren setzen eine Stromversorgung voraus, die nahezu frei von Unterbrechungen und Spannungsschwankungen ist. Je präziser die Technik, desto wichtiger ist eine möglichst schwankungsfreie Stromversorgung.

Offiziell waren Stromverbraucher in Hessen 2020 durchschnittlich 8,64 Minuten ohne Strom – 1,67 Minuten weniger als im Vorjahr und 2,09 Minuten weniger als im Bundesdurchschnitt.

Das geht aus dem sog. SAIDI-Index („System Average Interruption Duration Index“) der Bun­desnetzagentur (BNetzA) hervor. Dieser Wert gibt die durchschnittliche Versorgungsunter­brechung je angeschlossenen Letztverbrau­cher innerhalb eines Kalenderjahres an.

Weniger Stromunterbrechungen in Hessen

Der bundesweite SAIDI-Wert von 12,7 für das Jahr 2021 bedeutet demnach, dass ein Strom­verbraucher in 2021 durchschnittlich 12,7 Minuten keinen Strom hatte.

Doch die Statistik hat blinde Flecken: Im SAIDI-Index werden jedoch nur Unterbrechungen über drei Minuten berücksichtigt sowie Unterbrechungen, die nicht auf Ereignisse der höhe­ren Gewalt wie z. B. Gewitter oder Über­schwemmungen zurückzuführen sind.

Was braucht die Wirtschaft?

Eine möglichst unterbrechungs- und schwankungsfreie Stromversorgung

Die Politik muss der Stromnetzqualität und der Vermeidung von Schwankungen mehr Aufmerksamkeit widmen, denn:

  1. Mit dem Grad der Automatisierung steigen die Ansprüche der Maschinen an die Qualität der Stromversorgung.
  2. Die zunehmende, volatile Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien führt zu neuen Belastungen für das Stromnetz.
  3. Bislang sorgten große, rotierende Massen (Schwungräder) in großen Kraftwerken dafür, dass Spannungsschwankungen ausgeglichen wurden. In Hessen waren insbesondere die Großkraftwerke Staudinger und Biblis hierfür zuständig. Diese und weitere Großkraftwerke sollen im Zuge des Kohleausstiegs bis etwa 2030 vom Netz genommen werden.

Was ist zu tun?

Engmaschigeres Monitoring einführen, Regelleistung erhalten

  • Monitoring kurzer Ausfälle aufbauen
    Bund und Ländern sollten die BNetzA verpflichten, ein standardisiertes Strom-Monitoring auch für kürzere Unterbrechun­gen sowie Spannungsschwankungen aus]zuweisen. Bislang werden gemäß § 52 Energiewirtschaftsgesetz nur bestimmte Unterbrechungen erfasst. Ein engmaschigeres Monitoring kann helfen, die Diskussion rund um die Stromnetzqualität auf eine fundierte Datenbasis zu stellen und Handlungsbedarfe frühzeitig zu erkennen.
  • Regelbare Leistung erhalten
    Der Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle und Kernenergie darf Sicherheit und Qualität der Stromversorgung unter keinen Umständen gefährden. Regelbare Leistung darf nur dann vom Netz gehen, wenn ausreichend Alternativen vorhanden sind.

Ansprech­partner

Dr. Clemens Christmann

Stellvertretender Hauptgeschäftsführer

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Marius Schäfer

Energie- und Klimapolitik

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