Versorgungssicherheit - Kein Blackout riskieren: Stromnetze ausbauen

Der steigende Anteil erneuerbarer Energien, die Intensivierung des europäischen Strombinnenmarktes sowie der Ausstieg aus Kernenergie und Kohle stellen das deutsche Stromsystem vor große Herausforderungen.

Aktualisiert am: 03.05.2024 3 Min. Lesezeit

Um was geht es?

Risiko eines flächendeckenden Stromausfalls (Blackout) in Deutschland

Der steigende Anteil erneuerbarer Energien, die Intensivierung des europäischen Strombinnenmarktes sowie der Ausstieg aus Kernenergie (8 GW bis 2022) und Kohle (42,6 bis etwa 2030) stellen das deutsche Stromsystem vor große Herausforderungen. Neben Erzeugungskapazitäten gehen mit der großflächigen Stilllegung konventioneller Kraftwerke auch Anbieter wichtiger Systemdienstleistungen verloren, z. B. als sog. Momentanreserve. Sie ist wichtig, um die Zeit zwischen einer Störung im Netz und dem Einsetzen der Stabilisierungsmechanismen zu überbrücken.

Bei einem vorzeitigen Kohleausstieg im Jahr 2030 wäre Deutschland in 11% der Stunden auf Stromimporte angewiesen (Amprion 2021). In den Wintermonaten könnte es abends vereinzelt sogar zu Lastunterdeckungen von bis zu vier Stunden kommen, die auch durch Importe nicht ausgeglichen werden können.

 Reservekapazität senkt Blackout-Risiko

Daten der europäischen Stromnetzbetreiber belegen, dass immer öfter zeitgleiche Höchstlasten bei sinkenden gesicherten Erzeugungskapazitäten in Europa auftreten. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass nicht genügend Überschusskapazitäten für Stromimporte nach Deutschland vorhanden sein könnten.

Was braucht die Wirtschaft?

Das Stromsystem muss jederzeit zuverlässig den Bedarf decken

Eine sichere und zuverlässige Stromversorgung ist für Unternehmen ein entscheidender Standortvorteil gegenüber vermeintlich kostengünstigeren Produktionsstätten im Ausland.

Was ist zu tun?

Versorgungssicherheit priorisieren 

  • Abschalten nur bei sicherer Versorgung
    Regelbare Leistung sollte erst abgeschaltet werden, wenn neue Kapazitäten geschaffen sind. Für Flexibilität und Stabilität des Stromsystems werden mehr netzdienliche Anlagen und Stromspeicher gebraucht.
  • Markt für gesicherte Leistung schaffen
    Damit Versorgungssicherheit nicht erst dann einen Wert bekommt, wenn sie bereits gefährdet sein könnte, sollte ein eigener Strommarkt für gesicherte Leistung geschaffen werden. Dort können Kunden vorab gesicherte Leistung kaufen und die Erzeuger verpflichten, diese Menge bei Knappheitssituation ins Netz einzuspeisen. Der Vorteil gegenüber staatlich organisierten Kapazitätsreserven: Überkapazitäten werden vermieden, weil sich die Menge am tatsächlichen Bedarf orientiert, nicht an planwirtschaftlichen Vorgaben.
  • Stromnetze schneller ausbauen
    Bund und Länder müssen gewährleisten, dass die Nord-Süd-Verbindungen „Ultranet“ und „SuedLink“ schneller als bisher fertig gestellt werden: Von 12.229 km geplanten neuen Stromnetzen waren Ende 2021 laut Bundesnetzagentur nur etwa ein Fünftel realisiert (1.934 km) oder genehmigt(761 km).

 

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