CCUS

Carbon Capture and Utilization/Storage zulassen, Markthochlauf ermöglichen (Position vom 05.07.2024)

Aktualisiert am: 10.07.2024 4 Min. Lesezeit

Zusammenfassung

Um das Ziel der Treibhausgasneutralität einfacher zu erreichen, brauchen Hessens Unternehmen Techniken zur Abscheidung von CO2 und zur anschließenden Speicherung bzw. Nutzung von CO2. Diese CCUS genannten Techniken können möglicherweise überall dort zum Einsatz kommen, wo der CO2-Ausstoß nicht oder nur zu unverhältnismäßig hohen Kosten reduziert werden kann. Außerdem werden auch langfristig in einem treibhausgasneutralen Wirtschaftssystem Kohlenstoffmoleküle benötigt. CCUS-Maßnahmen als Rohstoffquelle könnten hier auch zur Gewinnung von Kohlenstoff dienen. Ein weiterer Vorteil von CCUS ist, dass Kraftwerke, die heute noch fossile Brennstoffen verfeuern, in Zukunft durch den Einsatz von CCUS treibhausgasneutral weiterbetrieben werden könnten. So könnte CCUS bestehende Infrastrukturen der Stromerzeugung erhalten und zudem auch die Kosten für den Stromnetzausbau senken.

Da die Anwendung energieintensiv ist und noch nicht in großem Maßstab betrieben wird, sind die Kosten der Techniken heute noch hoch. Studien zeigen jedoch, dass in Zukunft die Kosten je nach Abscheidetechnik bei weiterer Skalierung deutlich unter 100 Euro pro Tonne CO2 sinken könnten. Falls diese Prognose einträfe und falls die rechtlichen Fragen der Anwendung und Speicherung geklärt wären und das CO2 z.B. kostengünstig per Pipeline transportiert werden könnte, dann böte CCUS Potenziale für eine wirtschaftliche Erreichung von Klimaschutzzielen. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit mindestens 2.000 Mrd. Tonnen CO2 in Aquiferen und ausgeförderten Erdöl- und Erdgaslagerstätten gespeichert werden könnten, und dass auch in Deutschland Kapazitäten zur CO2-Speicherung zwischen 6,3 und 12,8 Mrd. Tonnen CO2 bestünden. Zum Vergleich: Der CO2-Ausstoß in Deutschland betrug etwa 0,6 Mrd. t im Jahr 2023.

Während in andere Länder der EU oder in Kanada CCUS schon in der Praxis angewendet wird, ist die Technik in Deutschland politisch umstritten. Damit ein Markthochlauf von CCUS auch hierzulande gesamtwirtschaftlich effizient erfolgen kann, damit Wettbewerbsverzerrungen möglichst unterbleiben und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen am Standort Hessen überregional und international nicht beeinträchtigt wird, sind zahlreiche Anforderungen für einen Markthochlauf von CCUS zu stellen:

  1. CO2, das durch Abscheidung und Speicherung bzw. Nutzung vermieden wird, sollte im CO2-Zertifikatehandelssystem der EU vollständig angerechnet werden, um einen marktwirtschaftlichen Markthochlauf zu gewährleisten und um die Wirtschaftlichkeit von CCUS zu fördern.
  2. Der Einsatz von CCUS-Techniken sollte nicht politisch auf bestimmte Sektoren und Anwendungsbereiche beschränkt werden, sondern technologieoffen erfolgen. Vorgaben, Einschränkungen und Quoten sind abzulehnen, da sie einen möglichen Markthochlauf ineffizient und teuer machen.
  3. Die internationale Kooperation bei der Einlagerung von CO2 sollte verstärkt werden, und Deutschland sollte das Londoner Protokoll von 2006 schnellstmöglich ratifizieren, um grenzüberschreitenden Transport von CO2 zu erleichtern und rechtliche Möglichkeiten für CCUS-Anwendungen außerhalb der EU zu schaffen.
  4. Eine regionale und grenzüberschreitende Infrastruktur für den CO2-Transport sollte schnellstmöglich geschaffen werden. Gesetzliche Rahmenbedingungen für die Finanzierung und den Betrieb einer Pipelineinfrastruktur sollten geschaffen werden, um große CCUS-Anwendungszentren mit Speicherstätten zu verbinden.
  5. Politische „Farbenlehren“ des Wasserstoffs sollten beendet werden, um durch CCUS CO2-armem bzw. CO2-neutralem Wasserstoff Marktchancen zu lassen.
  6. Genehmigungsverfahren für CO2-Abscheideanlagen sollten vereinfacht und beschleunigt werden. Es sollte eine Harmonisierung der Genehmigungsverfahren zwischen den Bundesländern und eine Konzentration auf spezialisierte Genehmigungsbehörden geben.
  7. Eine schnelle Erarbeitung und Vorlage der angekündigten Carbon-Management-Strategie für CCUS in Hessen ist notwendig. Die Strategie sollte die Anwendungs- und Speicherpotenziale bündeln und den Grundstein für die zukünftige regionale und überregionale CO2-Infrastrukturplanung legen.
  8. Eine breite und verständliche Information der Öffentlichkeit über die Funktionsweise von CCUS sollte durch aktive Beteiligung und Austausch mit der Zivilgesellschaft sowie durch die Kooperation zwischen Infrastrukturbetreibern und Landesregierung erfolgen.

Ansprech­partner

Dr. Clemens Christmann

Stellvertretender Hauptgeschäftsführer

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VhU, Landesgeschäftsstelle
Marius Schäfer

Energie- und Klimapolitik

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